Selbstständiger sollen die Schüler durch das Projekt „Herausforderungen im Ausland“ werden, die Reise alleine planen und angehen. Zwei Wochen waren Maxime zu wenig für den Reiseaufwand, also flog er schon zwei Wochen vor Ende der Sommerferien. Von Frankfurt ging es nach Bangkok, von dort weiter nach Vientiane, der Hauptstadt des 6,7 Millionen Einwohner großen kommunistischen Landes Laos. 16 Stunden war er unterwegs. „Ich hatte schon Bedenken, ob ich am Flughafen meinen Fahrer finde, der mich in meine Unterkunft bringt“, sagt Maxime. Die Sorge war jedoch unbegründet: Der Flughafen hat nur ein Gate, ist kleiner als der Baden-Airpark. Mit einem Toyota ging es dann in eine Unterkunft. In der ersten Woche nahm er mit sechs anderen Touristen an einer „Culture Week“ teil, quasi eine Erlebnis- und Kulturwoche für Touristen. „Die Einführung hätte ich mir aber auch sparen können“, sagt Maxime, der sich in dieser Zeit nicht mal auf Englisch verständigen konnte. Er konnte nachts kaum schlafen, lag bis drei Uhr wach. Eine wahre Reizüberflutung: Gestank – der Plastikmüll wird auf den Straßen abgeladen und bei Zeit einfach verbrannt –, permanentes Autohupen und die Party eines Nachbarn vermiesten ihm die Nächte. Ansonsten kam er gut zurecht, konnte sich für umgerechnet fünf Euro fünf Gigabyte Datenvolumen für sein Smartphone kaufen, um den Kontakt nach Deutschland zu halten. „Leute haben dort drei, vier Handys, jeweils eines für Freunde, Arbeit oder Familie“, sagt Maxime. Erstaunlich, denn an Hygiene und medizinischer Versorgung mangelt es. Für die meisten Laoten ist Gesundheit Glaubenssache, frei nach dem Motto: „Was man glaubt, wird auch passieren.“ Auch die Toiletten waren gewöhnungsbedürftig, die Klos „oben offen“. Nicht selten begegnete er einer Kröte oder Spinne im Bad. Autobahnen gibt es keine. „Die Straßen sind voll mit Schlaglöchern, kaum einer fährt schneller als 60 Stundenkilometer.“ Jeder hupt, wenn er fährt, feste Verkehrsregeln gibt es eigentlich keine. Nach einer abenteuerlichen achtstündigen Busfahrt kam er in Sayaboury an, um dort auf der Elefantenstation zu helfen. Hier wurde dann auch Englisch gesprochen. „Laos war einmal das Land der Millionen Elefanten. Die meisten wurden aber nach Thailand oder Vietnam gebracht, um dort dem Tourismus zu dienen“, sagt er. Die Zahl der Wild-Elefanten ist in den vergangenen 20 Jahren von 3000 auf 400 gesunken. Viele leben in Gefangenschaft, können aber nicht einfach wieder ausgesetzt werden, weil sie dann kurzerhand wieder eingefangen würden. Die Bauern halten sich die Dickhäuter als Nutz- oder Haustiere. Wo Trucks nicht hinkommen, ziehen die Elefanten Holzstämme aus dem Urwald. Viele werden dabei misshandelt oder getötet. Maximes Aufgaben auf der Farm waren vielfältig. Bei heißer und extrem feuchter Witterung mussten Pfosten gebaut, die Zäune des 4,4 Hektar großen Geheges repariert oder Grünanlagen hergerichtet werden. Die Gärtner erledigten das alles in Flip-Flops, Maxime schwang in Wanderstiefeln seine Hacke. „Außerdem musste ich die Tiere beobachten, Notizen über ihr Paarungsverhalten machen und schauen, wer zu wem passt.“ Elefanten sind zwei Jahre schwanger, die Erfolgsquote bei der Züchtung ist gering. „Und die Kacke musste ich wegräumen“, schmunzelt Maxime. Eine schweißtreibende Arbeit, denn Elefanten futtern am Tag immerhin 250 Kilogramm Gras und Früchte. Die Nahrung versteckten die Pfleger im Gehege, um die Tiere zu fordern. Selbst gegessen hat der Queichheimer viel Neues. Auf dem Markt gab es Gemüse, das er noch nie gesehen hatte – oder Ratte am Spieß. Auch eine Schlange, die in einem Haus im Camp gefunden wurde, landete kurzerhand auf dem Grill. Natürlich gab es auch viel Reis, auch Reisbier und Reisschnaps, der immer freundlich nachgefüllt wurde. Acht Kilo hat er abgenommen, durch den klebrigen Reis wurde er schnell satt. Zurück in Deutschland schaffte er beim großen Grillfest gerade mal ein Steak. Zudem hatte er tagelang Bauchschmerzen, musste sich erst wieder an den vielen Zucker gewöhnen. Handball war den Laoten so gar kein Begriff. Maxime, der beim TV Offenbach spielt, musste sich abends also im Boule beweisen – ohne Chance. „Die haben super gut gespielt“, sagt er mit einem Lachen. Das Boulespiel ist ein Überbleibsel aus der französischen Kolonialzeit und erfreut sich unter den Laoten immer noch großer Beliebtheit. Auch ohne Handball genoss Maxime die Zeit in Laos: „Alle waren super freundlich und nett. Ich würde es wieder machen und kann es auch den anderen Schülern der IGS nur empfehlen.“
Quelle: Text und Bilder: Rheinpfalz Ausgabe 29.09.2017